Groteskes
Umstriitenes Werk über Hexenverfolgung führt zu Turbulenzen im Landtag
"Ergebnisse einer öko-stalinistischen Mission"
Redner von Grünen, CDU und SPD haben sich am Donnerstag im Landtag dafür ausgesprochen, Maßnahmen zu ergreifen, um extreme Wetterlagen zu bekämpfen und deren Folgen abzumildern. Der AfD-Abgeordnete Rainer Podeswa aus Heilbronn hingegen sagte, extreme Wetterereignisse habe es auch in früheren Jahrhunderten gegeben. Wissenschaftlich eindeutige Beweise für eine Erwärmung Deutschlands gebe es nicht. Anlass für die von den Grünen beantragte Debatte waren die Frostschäden im Obst- und Weinbau, die zu massiven Ernteeinbußen bei den Landwirten führen werden.
Empörung über Podeswa
eine Ausgabe des Hexenhammers im Museum Humpisquartier in Ravensburg Eine Ausgabe des Hexenhammers im Museum Humpisquartier in Ravensburg
Für Irritationen sorgte Podeswas Äußerung mit Blick auf die Grünen, im Kampf gegen den Klimawandel den "Hexenhammer" zu lesen. Dieses "europäische Standardwerk" fasse alle Methoden zusammen, mit denen im 15. Jahrhundert in Ravensburg die Klimakatastrophe bekämpft worden sei, sagte Podeswa, der Doktor der Naturwissenschaften ist.
"Damals wurden Hunderte Frauen verbrannt und damit das Klima gerettet. Das sind die Ergebnisse einer öko-stalinistischen, schon wahnhaften Mission, die Sie in diesem Thema verfolgen. Wir von der AfD stehen für ein Klima-, für eine Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik der Vernunft." Seine Fraktion applaudierte ihm. Die Grünen-Abgeordnete Martina Braun sagte dazu: "Das ist wirklich unglaublich."
Der "Hexenhammer" gilt als Handbuch für "Hexenjäger". Es gehört zu den frauenfeindlichsten Büchern der Weltliteratur, wie es in einer aktuellen Ausstellung "Hexenwahn in Ravensburg" heißt. Das 1486 in Speyer erschienene Werk hatte verheerende Wirkung für die Verfolgung von Frauen in Europa. Bis ins 18. Jahrhundert fielen der "Hexenjagd" 40.000 bis 60.000 Frauen zum Opfer.
Weitere Infos zu AfD-Mann Podeswa, (Abmahnung) um eine angebliche "Rotlicht-Immobilie in Heilbronn:
https://www.stimme.de/heilbronn/nachrichten/region/region/sonstige-Heilbronner-Stadtrat-verklagt-AfD-Abgeordneten;art87698,3650535
Text: Heilbronner Stadtrat verklagt AfD-Abgeordneten
In einer Anzeige im "Echo am Wochenende" vom 4./5. Juni und auf der AfD-Internetseite wird Höch unter der Überschrift "Profitabler als ein Bordell" persönlich verunglimpft und dem Rotlichtmilieu zugeordnet, um sich mit Flüchtlingen die Taschen zu füllen. "Das ist unverschämt und respektlos", empört sich im Gespräch mit der Heilbronner Stimme Malte Höch. Ob Podeswa und die AfD Widerspruch gegen die einstweiligen Verfügungen einlegen werden, wird "derzeit geprüft".
Nach dem Beschluss der 3. Zivilkammer am Landgericht Heilbronn, der ohne Anhörung der Parteien erfolgte, dürfen die AfD und Podeswa folgende Aussagen nicht mehr verbreiten oder veröffentlichen:
"In der Vergangenheit ist der Herr Stadtrat damit bekannt geworden, dass seine Immobilie an gewerbetreibende Damen vermietet wurde. Das brachte Ärger. Die neue Verwendung als Flüchtlingswohnheim wird Herrn Stadtrat Höch dafür entschädigen, da hier viel besser verdient werden kann. Wohl aus diesem Grund sollen Bürger auch vor vollendete Tatsachen gestellt werden - Widerspruch zwecklos."
Auf der AfD-Internetseite und auf Facebook ist dieser Text zwischenzeitlich gelöscht worden.
"Podeswa ist ein Lügner. Er macht mit Unwahrheiten Stimmung gegen mich und wiegelt die Anwohner auf", nimmt Höch kein Blatt vor den Mund. Der Heilbronner Jurist, einem breiten Fernsehpublikum als Anwalt der TV-Sendung "Richterin Barbara Salesch" bekannt, versichert: "Ich habe kein Bordell betrieben und hatte das mit der Immobilie an der Mönchseestraße nicht vor. Anders lautende Darstellungen sind gelogen." Zum Vorwurf, ein Lügner zu sein, schwieg Rainer Podeswa am Telefon: "Dazu gebe ich keine Stellungnahme ab." Vielmehr sagte er: "Es gibt zwei, drei Dutzend Zeugen, die belegen können, dass 2015 im Haus Mönchseestraße 85 ein Bordell betrieben wurde."
Erworben hat die Höch & Varese GbR die Immobilie, wie Höch erklärt, am 4. März 2016. Zuvor sei der Kauf Thema im Wirtschaftsausschuss des Gemeinderats gewesen, und das Regierungspräsidium Stuttgart habe den Erwerb der Gebäude als sogenannten Drittvergleich geprüft. "Ich wollte, dass alles sauber über die Bühne geht. Wir haben nichts zu verstecken", sagt der Stadtrat der Freien Wähler.
Kinderstube
Dass sich der AfD-Landtagsabgeordnete Podeswa, der auch Vorsitzender des einflussreichen Finanzausschusses des baden-württembergischen Landtags ist, für seine Anschuldigungen und persönlichen Angriffe entschuldigt, erwartet Höch nicht: "Hätte Podeswa eine gute Kinderstube, dann würde er jetzt Abbitte leisten." Dass der AfD-Politiker am Mittwochabend nicht an der Bürger-Informationsveranstaltung der Stadt über das Flüchtlingswohnheim teilgenommen hat, verwundert Höch: "Ist das Bürgernähe?" Podeswa begründet sein Fernbleiben mit Terminen im Landtag und Stau bei der Rückfahrt.
Sollten die AfD und Rainer Podeswa gegen den Beschluss des Landgerichts Heilbronn verstoßen, droht ein Ordnungsgeld von bis zu 250 000 Euro, ersatzweise eine Ordnungshaft von bis zu sechs Monaten. Bei Zuwiderhandlung droht eine Ordnungshaft von bis zu zwei Jahren.
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