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Politik

Rede von Rüdiger Jungkind gegen die Nazimahnwache am 23. Februar

Bild: Rüdiger Jungkind - ein Musterdemokrat

Rüdiger Jungkind - ein Musterdemokrat

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freundinnen und Freunde.

 

Ich heiße Sie und Euch alle herzlich willkommen zu unserer heutigen Demonstration. Flagge zeigen gegen Rechts.

An erster Stelle begrüße ich Herrn Oberbürgermeister Gert Hager. Ich freue mich, dass die Bundestagabgeordneten Katja Mast und Mehmet Kilic nachher zu uns zu sprechen werden. Ganz besonders freue ich mich, dass der Zeitzeuge Ernst Grube von der VVN-BdA Bayern zu uns sprechen wird. Zeitzeuge ist dabei für mich nicht nur, wer die Bombardierung Pforzheims erlebt hat. Denn der zweite Weltkrieg – manche mögen es nicht glauben – hat nicht in Pforzheim und schon gar nicht am 23.02.45 begonnen.


 

Ferner begrüße ich die unter uns Herrn Dekan Stössel und die anwesenden Stadträtinnen und Stadträte.

 

Unsere Kundgebung erregt Aufsehen. Kein Wunder, das es Reaktionen gibt. So war beispielsweise über mich zu lesen, ich sei nicht gerade ein Musterdemokrat. Nun gut, Hauptsache der der Autor ist ein solcher. Der Freundeskreis ein Herz für Deutschland bezeichnet mich als linksextremistisch. Das habe ich nun wirklich nicht verdient, dann im Straßenverkehr bewege ich mich fast immer äußerst rechts. Als autonom bin ich noch nicht eingestuft worden. Dabei kann ich Euch versichern – mein Kopf hat völlig autonom entschieden, dass ich heute hier stehe.

 

Und ein Bürgermeister aus der Residenz des Rechts hat es schon vor zehn Jahren gewusst: ich bin ein spätpubertierender, poststalinistischer Altachtundsechziger. Schließlich – keiner hat’s bisher gemerkt –ich bin Antiderivatist.

 

Sehr geehrte Damen und Herren, Ihnen ist es sicher mit Lobeshymnen ähnlich gegangen.

 

Musterdemokrat? Musterdemokrat!

 

Ich zitiere Herrn Altbundeskanzler Dr. Helmut Kohl: „Die Hunde bellen, die Karawane zieht weiter“. Ich heiße Euch alle in der Karawane willkommen.

 

Am Anfang steht eine herzliche Bitte meinerseits. In der Karawane gibt es unterschiedliche Standpunkte. Respektiert das bitte. Wir haben in unseren Reihen weder Heuchler noch Extremisten, sondern nur aufrechte Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Hier steht das anständige Deutschland, keiner hat es verdient, in der geistigen Auseinandersetzung mit den Neonazis auf dem Wartberg alleine gelassen zu werden. Ich bitte daher alle Rednerinnen und Redner, keine Ausfälle gegen andere Demonstrationsteilnehmer zu reiten. An Euch als Zuhörerinnen und Zuhörer appelliere ich: wenn Euch eine Äußerung nicht so zusagt, schweigt einfach. Missfallsäußerungen wünscht sich von den Veranstaltern niemand.

 

Ich verlasse kurz meine Rolle und rede als Gewerkschafter des öffentlichen Dienstes. Wer hier nicht freiwillig steht, sind die Kolleginnen und Kollegen der Polizei. Der DGB hat im Mai 1955 gefordert: „Samstags gehört Papi mir“. Für Sie, meine Damen und Herren der Polizei hat dieses Ziel nichts an Aktualität eingebüßt. Ich wünsche Ihnen von Herzen, dass Sie heute Abend feststellen können: Am 20. Februar hat eine schöne und friedvolle Kundgebung stattgefunden. Tragen Sie bitte dazu genauso Ihren Teil bei wie wir es tun wollen.

 

Drei Sätze auch zur Stadtverwaltung: diese ist ein Spiegelbild der Gesellschaft – alles andere wäre ein Wunder. Ich, um Herrn Gemeinderat Fuhrmann zu zitieren, glaube an die Kraft der Veränderung. Stärken wir diejenigen, die in der Stadtverwaltung unserem Anliegen positiv gegenüber stehen. Davon gibt es heute sehr viele.

 

An Euch, liebe Freundinnen und Freunde habe ich eine Bitte: Lasst Euch nicht provozieren, von niemanden und unter keinen Umständen. Frei nach dem Motto von Dr. Helmut Kohl: „Die Hunde bellen, die Karawane zieht weiter“.

 

Und – denken wir daran: Neonazis bellen nicht, sie beißen: Ich zitiere aus einer rechten Homepage im Vorfeld der Demonstration in Dresden:

 

„- Den Gegner stören

Aber, wie heißt es doch so schön: Keine Demo ohne Vorarbeit! Unser Ziel sollte neben einem erfolgreichen Trauermarsch auch das Augenmerk auf die Gegner sein! Sie legt ihre Strukturen offen, sie gibt mehr preis, als sie gerne möchte. Mit einem Blick auf die aktuelle Busliste erfährt man mehr als man denkt“

Es folgt eine lange Auflistung der bundesweiten Busrouten mit Personenverantwortlichen, Mailadresse und Telefonnummern .

Weiter heißt es dann:

 

„Jedem Anti-Antifa-Aktivisten wird es bei dem Anblick warm um’s Herz. Hier ist aber jeder Aktivist gefordert, den Gegnern unseres Trauermarsches eine schöne Abfahrt zu bescheren; Schon ein Stein in der Frontscheibe kann das Ende der Fahrt bedeuten! Tipp: Ruft größere Busunternehmen der Region, wo die Busse abfahren, (natürlich im Namen der Polizei), an und erkundigt euch nach der Abfahrt der Busse, Kennzeichen und deren Route. Macht diese Daten intern öffentlich!“

 

Liebe Freundinnen und Freunde!

 

Solche Sätze als „extremistisch“ einzustufen, ist nicht mehr angebracht. Nein, meine lieben Freundinnen und Freunde: Faschismus ist keine Meinung. Nein, Faschismus ist ein Verbrechen. Diese Aussage wünsche ich mir als Kernaussage in der Resolution des Gemeinderats für 2011.

21.02.2010

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