Kultur
Profesor Dr. Uri Kaufmann
Grosser Andrang bei Ausstellung über jüdisches Leben in Pforzheim am 3.7. 2011
In der Pforzheimer Galerie wurde am 3. Juli eine interessante Ausstellung über die Wurzeln jüdischen Lebens in Pforzheim eröffnet. OB Gert Hager konnte dazu viele Repräsentanten des öffentlichen Lebens sowie BürgerInnen und Bürger der Stadt Pforzheim begrüssen. Anwesend war auch Hausherr Dr. Joachim Rösch. Als Hauptredner trat der Historiker Professor Uri Kaufmann aus der Schweiz auf, der in seinem auch amüsanten Vortrag vieles auch bislang nicht so bekanntes aus der jüdischen Vergangenheit der Goldstadt zu berichten wusste. So gab es vor 1700 bereits zwei jüdische Gemeinden, wobei es damals auch schon Pogrome gegen Juden gab, die als Brunnenvergifter verdächtigt wurden, wegen der Folgen der furchtbaren Pest. Die man den Juden in die Schuhe schob...Der bekannte Reformator Johannes Reuchlin trat damals bemerkenswert zu seiner Zeit für die Rechte der Juden als gleichberechtigte Bürger ein. Zwischen 1700 und 1940 etablierte sich dann die dritte und bislang stabilste jüdische Gemeinde, die 1938 dann nach der Reichsprogromnacht zunächst aus der Öffentlichkeit verschwand.Das jüdische Gemeindearchiv wurde damals von der Gestapo gestohlen und ist insgesamt verschollen. Exponate für die Ausstellung wurden z.T auch aus dem Ausland ausgeliehen. Professor Kaufmann erzählte auch, dass rund 10 % von Firmen der Schmuckindustrie Pforzheims von jüdischen Unternehmern betrieben wurden. Auch der nach 1933 stark antisemitische und völkisch orientierte und agierende "Pforzheimer Anzeiger" unter Dr. Paul Bode hetzte massiv gegen Juden (Anmerkung: der Bruder des Redaktionsleiters , ein Dr. Fritz Bode, wurde als NS-Gegner aus der Zeitung gedrängt). Auch interessant zu erfahren war, dass der bekannte jüdische Rennfahre Alfred Rosenberg der damals finanziell knappen Automobilforma Porsche mit Geld "half", allerdings offenbar ohne spätere "Gegenleistung"... Nach 1945 war es für Professor Kaufmann auch nicht nachvollziehbar, dass z.B. in die NS-Zeit verstrickte lokale Kirchenleute nach einer kurzen "Qaurantäne" wieder in Amt und Würden kommen konnten..) Ein Geigenvortrag beendete dann die rund einstündige Eröffnungsveranstaltung.
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