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"Steinzeit im Melanchthon-Städtchen?"

(28.09.2008 - 17:34)


Beim Tiernahrungshersteller Deuerer in Bretten wurden Beschäftigte entlassen, die sich für Betriebsratsgründung einsetzten. Die Gewerkschaft NGG kritisierte "unmenschliche Zustände"
Auf seiner firmeneigenen Webseite bezeichnet sich der Tiernahrungshersteller Deuerer werbewirksam als Unterstützer des »Festivals der guten Taten« zugunsten der Aktion Mensch. Klagen aus Reihen der Belegschaft über die Lohn- und Arbeitsbedingungen bei Europas führendem Produzenten für Hunde- und Katzenfutter lassen indessen Zweifel an der Mildtätigkeit der beiden Firmeninhaber aufkommen. Die Gewerkschaft Nahrung-Genuß-Gaststätten (NGG) spricht gar von »unmenschlichen« Zuständen auf dem Werksgelände im baden-württembergischen Bretten bei Karlsruhe im Kraichgau. Weil sie dies nicht länger hinnehmen wollten, hätten Beschäftigte die Initiative zur Gründung eines Betriebsrats ergriffen und dies mit dem Rauswurf aus dem Unternehmen bezahlt, berichtet die NGG.
Der Unmut der Mitarbeiter richte sich vor allem gegen schlechte Bezahlung, Arbeitsüberlastung und die mangelnde Arbeitssicherheit, erklärte Christian Schick, Gewerkschaftssekretär der NGG-Region Mittelbaden-Nordschwarzwald, im Gespräch mit junge Welt. So variiere die Entlohnung je nach »Grad der Hörigkeit« gegenüber den Chefs zwischen sechs und acht Euro brutto pro Stunde. »Man muß schon 230 bis 250 Stunden pro Monat arbeiten, um einigermaßen über die Runden zu kommen«, so der Gewerkschafter. Dazu müßten die Arbeiter die nötige Sicherheitskleidung zum Schutz gegen die hohen Temperaturen bei der Futterverarbeitung auch noch aus eigener Tasche bezahlen. Weiter heißt es in einer NGG-Mitteilung, daß Beschwerden wegen der Strapazen mit der Freistellung für mehrere Tage begegnet und der Stundenausfall mit dem Entgelt verrechnet würde.
Von der Ausübung psychischen Drucks berichtete auch Cem Erdin Canatan, bis vor kurzem fünf Jahre bei Deuerer tätig. Sobald man der Aufforderung zur Wochenend- oder Feiertagsarbeit nicht nachkommen wollte oder konnte, hieß es, »daß ich am nächsten Tag nicht mehr zu kommen brauche«, zitierten ihn Ende Juli die Badischen Neuesten Nachrichten. Neben Canatan müssen gegenwärtig sechs weitere seiner Kollegen um ihren Job bangen. Sie sind von der Geschäftsführung – bestehend aus Vater Helmut und Sohn Hans-Jürgen Deuerer – anfangs aus »betriebsbedingten«, später aus »verhaltensbedingten« Gründen gekündigt worden. Der Vorwurf lautet auf Sabotage: Die Arbeiter hätten während einer Nachtschicht »Gewerkschaftsarbeit betrieben, Handzettel geschrieben und verteilt und dabei ihre Aufsichtspflicht verletzt«, behauptete Helmut Deuerer auf jW-Nachfrage. Die Folge sei ein "beträchtlicher Produktionsausfall" gewesen.
Die NGG hält diese Darstellung für konstruiert. Nicht zufällig zählten die Betroffenen zu jenen Beschäftigten, die sich für die Installierung eines Betriebsrates engagiert hätten, sagte Gewerkschaftssekretär Schick. Nach seiner Schilderung hat die Geschäftsleitung das dabei übliche formale und zeitliche Regelwerk mißachtet. Daraufhin zog die NGG vor das Karlsruher Arbeitsgericht, um die Einsetzung eines Wahlvorstandes zu beantragen. Bislang noch ohne Ergebnis, der nächste Verhandlungstermin steht Anfang Oktober an. Selbst der zuständige Arbeitsrichter sah sich in der zurückliegenden Sitzung Ende Juni an »Feudalstrukturen aus der arbeitsrechtlichen Steinzeit« erinnert.
Den Vorwurf, eine Beschäftigtenvertretung verhindern zu wollen, wies Helmut Deuerer als »kompletten Unsinn« zurück. »Die Entlassungen haben überhaupt nichts damit zu tun«, betonte er gegenüber jW. Dazu verwies er auf eine Betriebsversammlung, bei der »die ganze Belegschaft« schriftlich erklärt habe, »daß sie keinen Betriebsrat wollen«. Harun Bozdemir, einer der Gefeuerten, schilderte dies rückblickend so: »Da ist natürlich keiner aufgestanden, weil jeder Angst hatte, daß man ihm kündigt.« Er und seine Mitstreiter blieben trotzdem am Ball und saßen kurze Zeit später auf der Straße.
Ursprünglich waren sogar zehn Beschäftigte gefeuert worden. Drei davon stehen Deuererer wieder zu Diensten, seit sie ihre Kündigungsschutzklagen fallengelassen und ihre NGG-Mitgliedschaft aufgegeben haben – »nach massiven Einschüchterungen«, wie die Gewerkschaft auf einem Flugblatt schreibt. Die anderen sieben Kollegen warten derweil auf ihren nächsten Verhandlungstermin vor dem Arbeitsgericht am 30. September. Ihre Chancen, sich erfolgreich in den Betrieb zurückzuklagen, hält NGG-Sekretär Schick für »ausgesprochen gut«. Nach dem Rückzug der Kündigungen könne dann die Ernennung des Wahlvorstandes folgen und danach die Wahl des Betriebsrats eingeleitet werden.

NGG-Solidaritätskonto: Postbank Karlsruhe, BLZ: 66010075, Kontonr.: 044484756, Stichwort: »Hilfe für Deuerer Kollegen«

Quelle: http://www.jungewelt.de/2008/07-29/001.php

http://www.jungewelt.de/2008/07-29/001.php





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