Bei trübem Wetter hatten am Totensonntag 2010 wiederum ein recht kleines Häuflein von Besuchern den Weg zum Mahnmal für die Opfer von Faschismus und Krieg auf dem Pforzheimer Hauptfriedhof gefunden, darunter Mitglieder von Grünen, WiP und den Linken. Eingeladen hatte die VVN (Vereinigung der Verfolgten des Nazi-Regimes), deren Landesvorsitzender Paul Bauer auch das diesjährige Referat hielt. Paul Bauer erinnerte in seiner Rede an den Schwur von Buchenwald:
Am 8. Mai 1945 bleibt für alle Zukunft eine Mahnung zum Antifaschismus, zur Bewahrung und Verteidigung von Demokratie, Menschenrechten und des Friedens.
Erinnern heißt Handeln!
Wie könnten wir die Opfer von Faschismus und Krieg besser ehren als damit, daß wir uns aktiv einmischen wenn heute wieder Nazis durch die Straßen ziehen - Rassismus und Antisemitismus einen Aufschwung erfahren wie schon lange nicht mehr. Es ist schon mehr als bedenklich, wenn zeitgleich zum 70.Jahrestag der sog Nürnberger Rassegesetze, ein Herr Sarrazin mit seinen menschenverachtenden Thesen so einen Medienhype bekommt. Neu ist nicht der Inhalt: Viele von Sarrazins Behauptungen kennt man schon seit Jahren aus Publikationen der extremen Rechten. Neu ist, daß Teile der deutschen Machteliten und deshalb auch der Leitmedien auf den rassistischen Zug aufspringen und scheinbar auch ihr Publikum finden. Innerhalb von wenigen Wochen hat der Bertelsmann-Konzern gut 650 000 Exemplare von Sarrazins jüngsten Machwerk verkauft. In der einst linksliberalen Süddeutschen Zeitung springt ein früherer SPD Bildungsminister dem Autor bei und verlangt: "Man müsse in Deutschland wieder öfters von "Rasse" reden". Die Woge der Aufregung flaut mittlerweile ein wenig ab, das sollte uns aber nicht beruhigen.
Die Frage ist vor allem: Was bezwecken die deutschen Machteliten mit der
Öffnung massenmedialer Schleusen
für die übelsten Ressentiments gegen migrantische "Unterschichten". Sarrazin war auch hier in Pforzheim und wie ich gelesen habe, gab es Gegenwehr - Das ist gut so!
Ob in Nadelstreifen oder Bomberjacke -
Faschismus ist keine Meinung sondern ein Verbrechen!
Paul Bauer, Bundessprecher VVN-BdA
Teilnehmer äusserten noch ihre persönlichen und familären Erfahrungen , so auch Olaf Schulze, der von einer Tante erzählte, die als Behinderte wegen ihrer Depressionen von den Nazis umgebracht worden war. Es wurde auch auf einen Vortrag mit dem Stadthistoriker Markus Speer am 4.2. 2011 hingewiesen, Veranstalter sind die Linken Pforzheim.