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Leserbriefe

IG Metall schließt Zukunftstarifvertrag bei OBE und MIMplus

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Investitionen in die Zukunft und Beschäftigungssicherung - Aber auch Einschnitte für die Beschäftigten

Wie die IG Metall mitteilt, wurde der Tarifvertrag in weiten Teilen bereits zum Ende des letzten Jahres verhandelt, konnte aber nicht verabschiedet werden, da auf Grund der hohen Corona Inzidenzzahlen im Enzkreis keine Versammlung der IG Metall Mitglieder durchgeführt werden konnte. Die wurde nun gestern in der Festhalle in Ispringen nachgeholt, so der Sprecher der IG Metall Pforzheim, Arno Rastetter.

 

Mit knapper Mehrheit billigten die IG Metall Mitglieder bei OBE nun das ausgehandelte Vertragswerk.

Notwendig wurden die Verhandlungen zum Zukunftssicherungstarifvertrag, da es bei OBE im Frühjahr und Sommer zu einem starken Einbruch beim Absatz insbesondere von Sonnenbrillen kam und MIMplus unter anderem Kunden aus den Bereichen der Automobil- und Luftfahrtindustrie beliefert, die selbst hart durch die Corona Krise getroffen wurden. Dies hat bei beiden Gesellschaften ein negatives Betriebsergebnis zur Folge.

 

Hierdurch waren wichtige Zukunftsinvestitionen gefährdet. Bei OBE die Weiterentwicklung der Datenbrillen, Bei MIMplus das Voranbringen des 3D-Druck und Recycling bzw. Herstellung von Hartmagneten aus seltenen Erden

Der IG Metall Pforzheim ist es besonders wichtig, gerade in Krisenzeiten betriebsbedingte Kündigungen auszuschließen, um die Beschäftigten in Zukunft abzusichern.

 

Obgleich beide Firmen im Jahr 2021 auf einem guten Weg sind und die Umsatzzahlen deutlich über Plan liegen, ist zum einen die Corona Pandemie, die ja eine globale Dimension hat, längst noch nicht überwunden, zum anderen sollen mit dem Zukunftssicherungstarifvertrag dringend notwendige Investitionen ermöglicht werden, um die Arbeitsplätze in Ispringen auch über die Vertragslaufzeit hinaus langfristig in der Region zu halten, so der Sprecher weiter.

Zur wirtschaftlichen Begutachtung haben IG Metall und Betriebsrat Frau Maike Geppert vom IMU-Institut aus Stuttgart beauftragt, um einen Überblick betreffend notwendiger Einsparungen zu bekommen und mit der Zielsetzung, Innovationen voranzubringen.

 

Dass die Beschäftigten für eine solche Regelung auch finanzielle Beiträge bringen müssen, war von Beginn der Verhandlungen an klar, so Rastetter.

 

In den Verhandlungen galt es jedoch erhebliche Differenzen zu überwinden. Während die Geschäftsleitungen eine möglichst lange Laufzeit anstreben, favorisiert die IG Metall eher eine kürzere Laufzeit, da die wirtschaftliche Entwicklung bereits jetzt wieder nach oben zeige und sie sowohl bei OBE als auch bei MIMplus von einer zügigen wirtschaftlichen Erholung ausgeht. Dies war auch die mehrheitliche Einschätzung der Beschäftigten, mit denen sich IG Metall und Betriebsrat im Vorfeld in Kleingruppen bei Betriebsratssprechstunden ausgetauscht hatten.

 

Abgeschlossen wurde jetzt ein Vertrag mit 6 Jahren Laufzeit, der aber von beiden Seiten bereits nach 3 Jahren ohne Nachwirkung und Vorbedingungen gekündigt werden kann.

 

Auch materiell mussten Kompromisse gefunden werden. Während die Geschäftsführung sämtliche Sonderzahlungen variabilisieren wollte, war es der IG Metall wichtig, so viel wie möglich an garantierten Auszahlungen zu erhalten. Geeinigt habe man sich laut IG Metall dann darauf, dass die Beschäftigten auf einen Teil verzichten, ein Teil vom Betriebsergebnis abhängig ist und ein weiterer Teil in jedem Fall bezahlt wird.

 

Im Gegenzug zu den Einschnitten bei den Sonderzahlungen konnte die IG Metall die Standortsicherung sowie die Investitionen in die Zukunft für Ispringen unter Ausschluss von betriebsbedingten Kündigungen durchsetzen. Weitere Verbesserungen gegenüber dem Flächentarifvertrag sind nach Angaben der IG Metall eine temporäre Erhöhung der Quote für die Inanspruchnahme der Altersteilzeit, die Wahlmöglichkeit von freien Tagen statt Auszahlung des tariflichen Zusatzgelds für alle Beschäftigten sowie eine temporäre Ausweitung der Ausbildung. Gerade letzteres sei ein wichtiges Signal gegen den derzeitigen Trend, so Rastetter von der IG Metall.

 

Zum Hintergrund:

 

1. Datenbrillen

Namhafte Firmen aus USA sowie bekannte Firmen der Unterhaltungs- und Elektronikbranche ringen um eine Vormachtstellung bei der Umsetzung der ersten intelligenten Datenbrille. OBE als renommierter Hersteller von höchst präzisen Bauteilen der Gelenktechnik bei Brillen ist hervorragend positioniert, um von diesem neuen Trend in der Elektronikbranche zu profitieren und somit auch außerhalb des Stammgeschäftsfeldes zu wachsen.

 

2. Sinterbasierter 3D-Druck

3D Druck zur Herstellung von Kunststoffprodukten ist in aller Munde. MIMplus Technologies führt im Sommer 2021 zwei sinterbasierte 3D-Druck Verfahren ein. Erste Projekte mit Kunden der Medizintechnik sowie weiterer Branchen für eine Serienfertigung im Jahr 2022 laufen bereits. Der sinterbasierte 3D-Druck ergänzt den Metallpulverspritzguss bei MIMplus Technologies und ermöglicht die Herstellung auch kleinerer Stückzahlen oder von Geometrien, die sich mit den bereits bei MIMplus Technologies im Einsatz befindlichen Verfahren nicht herstellen lassen.

 

3. NdFeB- Magnete

Die Forschung zur Herstellung von Magneten bei MIMplus Technologies wird seit einigen Jahren durch die EU gefördert. Die EU verfolgt das strategische Ziel, sich unabhängiger von Rohstofflieferanten aus China sowie weiteren Drittstaaten zu machen.

MIMplus Technologies hat nun einen Durchbruch bei der Herstellung von NdFeB-Magneten im Metallpulverspritzguss (MIM) erzielt und arbeitet mit Hochdruck an der Industrialisierung dieses Verfahrens.

PM/igm

14.07.2021

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